Wie hohe Grade die Fettansammlungen erreichen können ist bekannt. Ich habe darauf auch bereits bei Besprechung der anatomischen Verhältnisse der Fettsucht aufmerksam gemacht. Man hat oft Fälle, wo das Körpergewicht 100 Kilo erreicht und übersteigt, aber auch weit höhere Gewichte sind nicht selten ; ja die mitgeteilten Zahlen grenzen an das Unglaubliche und vielen älteren Beobachtungen klebt etwas Hyperbolisches an. Der nachteilige Eintrug der Fettleibigkeit auf die geistige Tätigkeit ist sicher oft überschätzt worden, und Grisolles und Alibert heben gewiss mit Recht hervor, dass man ohne tatsächliche Begründung die Fettsüchtigen beschuldige, zu jeder geistigen Anstrengung unfähig zu sein. J. P. Frank bemerkt, dass es geistreiche Fettbäuche genug gebe, und die Geschichte liefert eine ganze Reihe von Beispielen von grossen Männern, die fett waren. Möglicherweise ist das Klima des Landes und die Eigenart seiner Bewohner von einem Einfluss, welcher die Widersprüche der Beobachter erklärt. Cantani in Neapel schildert den Einfluss der Fettsucht auf die geistige Tätigkeit als einen höchst deletären ; »das Fett«, sagt er, »löscht die göttliche Flamme des Geistes aus, bevor ihm noch das höhere Alter das Öl der cerebralen Ernährung entzieht«. Jedenfalls wird man aber zugeben müssen, dass die zunehmende Fettleibigkeit der vollen Entfaltung der geistigen Kräfte nicht förderlich ist. Was nun die Diagnose der Fettleibigkeit und insbesondere der Fettsucht anlangt, so ist dieselbe eine so einfache, dass sie in der Regel sogar die Laien vollkommen richtig treffen. Dieselbe wird nicht erleichtert durch tabellarische Übersichten der Grenzwerte und des Mittels, wie viel an Taillenumfang und Körpergewicht einem Menschen von bestimmtem Alter und bestimmter Körpergrösse zukommt. Insbesondere halte ich die auf mich sehr kleinen Zahlenreihen basierende Aufstellung von Quetelet , die auch heut noch viel und gern zitiert und nachgedruckt wird, für nutzlosen Ballast. Wer sich überzeugen will, in wie erheblichen physiologischen Breiten Körperlänge und Körpergewicht in ein und demselben Lebensalter bei sonst gesunden Individuen schwankt, der braucht sich nur die in dieser Beziehung von Beneke bei den Mannschaften des XI. Preussischen Jägerbataillons in Marburg mit der grössten Sorgfalt ausgeführten Untersuchungen anzusehen. Wir können daraus lernen, dass für die moderne Diagnose der Fettsucht wie unter www.adipositas-gesellschaft.de beschrieben, im konkreteren Fall mit solchen statischen Erhebungen zur Zeit nichts anzufangen ist. Aber glücklicherweise, um zu entscheiden, ob Jemand zu fett sei, dazu brauchen wir auch die Mithilfe der Statistik nicht.
Pharmig/Sympthome und Diagnose