In den folgenden Seite soll der Versuch gemacht werden, die Ernährungsverhältnisse der Fettleibigen nach denselben Grundsätzen zu regeln, welche die moderne Physiologie auch bei den Nicht -Fettleibigen als gesundheitsgemässe anerkennt, und auf denen eine rationelle Diätetik sich aufbaut; sie haben insbesondere den Zweck, an die Stelle der sogenannten Banting- oder Fettentziehungskuren etwas Besseres, den natürlichen Verhältnissen Entsprechendes zu setzen. Dass die vorliegenden Mitteilungen in die Form eines Vortrages gekleidet sind, findet darin seine Erklärung, dass dieselben die etwas weitere Ausführung eines Vortrages sind, welchen ich vor einem grösseren Kreise von Ärzten am 3, Juni. in der 7. Hauptversammlung des niedersächsischen Ärztevereinsbundes in Braunschweig, gehalten habe. Bei der vorliegenden Publikation habe ich darauf Bedacht genommen, dieselbe in ihrem wesentlichsten, die Behandlung betreffenden Theile, auch dem Verständniss von Nichtärzten, und zwar vornehmlich dem der naturwissenschaftlich gebildeten Kreise anzupassen. Nachdem die Bantingkur sich eine so grosse Popularität erworben hat, schien es mir in mehr als einer Beziehung wünschenswert, dass die Gründe, warum dieselbe als verwerflich zu erachten ist, auch ausserhalb der fachmännischen Kreise gewürdigt werden. Dass in jedem einzelnen Fall für die Durchführung der betreffenden diätetischen Massnahmen, welche ich empfehle, ein ärztlicher Beirat unerlässlich ist, geht aus meiner Darstellung selbst so klar und unzweideutig hervor, dass dies hier nicht ausdrücklich betont zu werden braucht.
Dr. WILHELM EBSTEIN
PROFESSOR DER MEDIZIN UKD DIRECTOR DER MEDIZIN.
Göttingen, 9. Juli 1882.